Geschichte der Landesakademie
Am 1.9.1990 wurde die Landesakademie vom damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth offiziell in Betrieb genommen. Was zu Beginn musikalisches Neuland und ein wirtschaftliches Wagnis war, hat sich aus heutiger Sicht zu einem Erfolgsmodell entwickelt.
Musikalisch versteht sich die Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg als ein pädagogisches Fortbildungs- und Weiterbildungshaus, sowie als musikpädagogisches Kompetenzzentrum.
Während zu Beginn der Fortbildungsarbeit ein starker Schwerpunkt im Bereich des Orff-Instrumentariums lag, eroberte später der Jazz–Rock–Pop-Bereich einen bedeutenden Platz im Kursangebot, ohne das Fortbildungsangebot einzuschränken. Heute zeigt sich vor allem eine Belebung des Bereichs des Klassenmusizierens; vor allem systematisch durchdachte Modelle, wie Bläserklassen, Streicherklassen oder Singklassen, machen eine methodische Orientierung an handlungsorientierten Ansätzen deutlich, die sich auch in aktuellen Kursthemen der angebotenen Seminare der Landesakademie widerspiegelt.
Neben Lehrer*innen stehen so ebenfalls Erzieher*innen seit 2009 im Fokus unserer Seminare. Generell dokumentiert sich hier der Trend, die Sprachförderung von Kindern durch Musik anzuregen. Diese Entwicklung geht auf Studien zurück, die einen frühen Kontakt mit dem Singen als produktiv für die Entwicklung des Kindes erachten.
Parallel zu den zahlreichen Seminaren mit pädagogischem Schwerpunkt belegt die Landesmusikakademie mit hochkarätigen und international besetzten Meisterkursen, dass sie zu Recht den Titel Akademie trägt. Die hohe Frequentierung bei Konzerten und Meisterkursen internationaler Künstler*innen war jedoch nicht seit der Gründung der Landesakademie gewährleistet. Erst nach und nach etablierte sich der internationale Ruf, den die Institution heute genießt. So kann beispielsweise die International Summer Academy of Music ISAM mit ihren Meisterklassen Klavier, Orgel und Komposition als ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit mit Professor*innen und Künstler*innen aus Deutschland, Europa und den USA dienen.
Die Meisterkurse verbinden sich harmonisch mit dem dritten Standbein, der Amateur- und semiprofessionellen Musik, deren ganze musikalische Bandbreite im Kursprogramm vertreten ist. Chöre, Ensembles und Orchester aus ganz Baden-Württemberg nutzen vor allem die Wochenenden für Probenphasen, während Schulklassen meist unter der Woche zu Gast sind. Die Vielfalt der gastierenden Ensembles reicht dabei von lokalen Schulorchestern bis hin zu den Jugendorchestern und Chören des Landes Baden-Württembergs oder der Jungen Deutschen Philharmonie.
Neben dem weiterbildenden Segment, den Meisterkursen und der Förderung der Amateurmusik bietet die Landesakademie Ochsenhausen jedoch noch eine Vielzahl von weiteren Tätigkeiten im großen Bereich der Bildung durch Musik an: Kindermusicals und -musiktheater zählen zum festen Bestandteil der Kursarbeit, wobei Uraufführungen einen weiteren Beleg für den hohen Stellenwert der Vermittlung von aktuellem kompositorischen Schaffen darstellen. Zusätzlich dazu, bilden die Sommermonate durch internationale Festivals, wie das Jugendchortreffen CHOIR, das Jazztreffen Jazz and more oder die Ochsenhauser Kindersingtage OxKiSi, einen weiteren Einblick in das intensive und ertragreiche Ergebnis der Arbeit in der Landesakademie Ochsenhausen
Dank dieser Kombination ist es gelungen, die Übernachtungszahlen in den vergangenen Jahren zu vervielfachen. Zählte man im Jahr 1991 noch 106 Kurse und Veranstaltungen, so sind es derzeit 372. Des weiteren erhöhte sich die Anzahl von ursprünglich 14 Proberäumen und Konzertsälen im Jahre 1991 auf eine aktuelle Anzahl von 23 Räumlichkeiten mit Klavier und/oder Flügel.
Trotz einem schwieriger werdenden Umfeld und der Konkurrenz durch andere Bildungshäuser steht die Landesmusikakademie heute wirtschaftlich und musikalisch auf sicherem Boden.
Geschichte der Klosteranlage
Die prächtige, barocke Reichsabtei Ochsenhausen wurde im Jahre 1093 als kleines Kloster von Benediktinermönchen gegründet. Eng mit der Neugründung des Klosters entwickelte sich die Entstehung der Kleinstadt Ochsenhausen, damals noch unter dem Patronat der Abtei St. Blasien.
Erst durch die Loslösung vom Mutterkloster Ende des 14. Jahrhundert (1391) und der Verleihung der Reichsunmittelbarkeit ungefähr 100 Jahre später entfalteten sich das Kloster und seine Anlage zu einem mittelgroßen Kloster im Stile der Gotik. Heute erinnert nur noch der gotische Kreuzgang an diese Zeit.
Das Barockzeitalter begründete zugleich die Blütezeit der Klosters in Ochsenhausen. Heute zeugen davon nahezu alle Räumlichkeiten der Anlage, die seit über 30 Jahren von der Landesakademie genutzt werden.
Bei einem Rundgang durch das Konventgebäude stößt man zunächst auf das barocke Refektorium, das heute als Speisesaal genutzt wird. Im gleichen Stil ist der Chorsaal ausgestattet, dessen Deckenmalerei Rückschlüsse auf die hohe Bedeutung der Bildung im 18. Jahrhundert zulässt und heute als Probensaal genutzt wird. Die zwei farbig ausgemalten Treppenhäuser vervollständigen den Eindruck eines wohlhabenden Benediktinerklosters, das noch gegen Ende des 18. Jahrhundert einen neuen Bibliothekssaal im klassizistischen Stil errichten ließ, bevor es 1803 säkularisiert wurde. In dieser Zeit diente es zunächst Fürst Metternich und später dem württembergischen König als Schloss. Nach dem 2. Weltkrieg waren zunächst ein Lehrerinnenoberseminar und danach ein staatliches Aufbaugymnasium im Konvent untergebracht. 1986 wurde die Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg gegründet, die am 1.9.1990 ihren Kursbetrieb aufnahm und bis heute aufrecht erhält.